April 18, 2024

Kolumne vom 12.11.2018

Kolumne vom 12.11.2018 – Nr.534


Kate Morton

daumen rauf

Die Tochter des Uhrmachers

Die Tochter des Uhrmachers

Birchwood Manor 1862: Der talentierte Edward Radcliffe lädt Künstlerfreunde in sein Landhaus am Ufer der Themse ein. Doch der verheißungsvolle Sommer endet in einer Tragödie – eine Frau verschwindet, eine andere stirbt. Über hundertfünfzig Jahre später entdeckt Elodie Winslow, eine junge Archivarin aus London, die Sepiafotografie einer atemberaubend schönen Frau und die Zeichnung eines Hauses an einer Flussbiegung. Warum kommt Elodie das Haus so bekannt vor? Und wird die faszinierende Frau auf dem Foto ihr Geheimnis jemals preisgeben?

Kate Morton lesen heißt, gehobene, von Anfang bis Ende durchdachte, spannende, emotionale und süchtig machende Unterhaltungsliteratur zu lesen! Das trifft auch auf ihren neuen Roman „Die Tochter des Uhrmachers“ zu. Natürlich wieder ein Bestseller, wie all ihre anderen Romane auch. Sie hat dieses Genre, in dem sie alle Nuance beherrscht, zusammen mit Lucinda Riley maßgeblich geprägt. „Die Tochter des Uhrmachers“ wartet wieder mit zwei parallellaufenden Geschichten auf, eine, bzw. weiterführend mehrere aus der Vergangenheit, eine aus der Gegenwart. Beide haben ihren ganz eigenen Charme, das höhere Spannungspotenzial bieten die Geschichten aus der Vergangenheit. Hier wandelt Kate Morton auf den Spuren eine Krimiautorin.

Die Tochter des Uhrmachers hoer

Auch als Hörbuch erhältlich bei Random House Audio. Elegant und berauschend gelesen von der charmanten Esther Schweins! 22,00 Euro. Hörprobe

Diana, 605 Seiten; 22,00 Euro


Claire Fuller

daumen runter

Bittere Orangen

Bittere Orangen

Im Sommer 1969 geschehen zwei Dinge im Leben von Frances Jellico, die sie zum ersten Mal Freiheit und Selbstbestimmung empfinden lassen: Ihre dominante Mutter stirbt, und sie erhält den Auftrag, für das Lynton Herrenhaus ein architektonisches Gutachten zu schreiben. Frances löst ihre Londoner Wohnung auf und richtet sich für einige Wochen in Lynton ein. Die einzigen Bewohner des einsamen Hauses sind Cara und Peter, das Hausmeisterpaar, zu dem sie rasch eine enge, komplizierte Beziehung entwickelt. Denn Cara macht sie zu ihrer Vertrauten, während Frances sich zunehmend zu dem undurchschaubaren Peter hingezogen fühlt. Das Ende dieses Sommers besiegelt ein Ereignis, das für Frances den Rest ihres Lebens auf tragische Weise beeinflussen wird.

Die Engländerin Claire Fuller konnte mich mit ihrem Vorgängerroman „Eine englische Ehe“ begeistern. Umso gespannter war ich auf ihren neuen Roman „Bittere Orangen“. Und die Story hörte sich wirklich grandios an. Ein Spannungsroman der besonderen Art erwartet mich, so dachte ich zumindest. Leider sind die Orangen wirklich sehr bitter, wenn ich den Titel auf die Story beziehe. Denn das Buch braucht fast zwei Drittel des kompletten Seitenumfangs um endlich dort loszulegen, wo man sich es nach der Beschreibung erhofft hat. Es hätte ein grandioser Roman werden können, durch Claire Fullers Umsetzung bleibt er nur im Mittelmaß hängen.

Piper, 347 Seiten; 22,00 Euro


Iny Lorentz

daumen rauf

Die Wanderhure und die Nonne

Die Wanderhure und die NonneDa der neue Fürstbischof von Würzburg Kibitzstein unter seine Herrschaft zwingen will, geht die ehemalige Wanderhure Marie ein Bündnis mit dem thüringischen Grafen Ernst von Herrenroda ein. Als sie dessen Einladung folgt, wird die Burg, auf der sie sich treffen, überfallen und alle Bewohner bis auf Marie, ihre Tochter Trudi und eine mit dem Grafen verwandte, schwer verletzte Nonne umgebracht. Den drei Frauen gelingt die Flucht in unwegsame Wälder. Doch als sie von Räubern gefangen genommen werden, die mit dem Anführer des Überfalls in Verbindung stehen, begreift Marie das ganze Ausmaß der Katastrophe: Sie sind mitten in die erbitterte Fehde zweier Thüringer Adelsgeschlechter geraten.

Iny Lorentz ist wieder voll in ihrem Element! „Die Wanderhure und die Nonne“ bietet wieder alles, was man sich von einem historischen Roman aus der Feder des Autorenehepaares wüscht – Hochspannung, historische Detailliebe, unverwechselbare Charaktere, temporeich erzählt. Ich habe mich gefreut, als ich die Ankündigung zu einem neuen „Wanderhuren“-Roman gelesen habe. Und ich wurde nicht enttäuscht. Die Serie hat sich dank des unglaublichen Ideenfundus von Iny Lorentz noch nicht abgenutzt. „Die Wanderhure und die Nonne“ ist der siebte Band aus der „Wanderhuren“-Reihe. Es ist allerdings anzumerken, dass dieser Band eher zwei Bücher weiter vorne in der Reihe einzuordnen ist. Wenn man das vorher weiß, trübt das aber keinesfalls das Leseerlebnis.

Knaur, 640 Seiten; 19,99 Euro


Dirk Bockmühl

daumen rauf

Keim daheim

Keim daheimSie sind in uns, auf uns und um uns herum: Keime – Bakterien, Viren und Pilze. Manche sind für unser Leben unverzichtbar, andere einfach nur lästig, und es gibt auch welche, die sehr gefährlich sind. Professor Bockmühls Hygiene-Sprechstunde führt mitten hinein in das faszinierende Reich unserer unsichtbaren Untermieter und erklärt alles, was man über sie wissen kann. So erfahren wir, dass der Biofilm nichts mit dem Kino zu tun hat oder was gegen Schweißgeruch hilft. Und wir begeben uns auf eine mikrobiologische Wohnungstour: Danach sehen wir unsere Toilette garantiert mit anderen Augen und wissen uns vor dem Angriff der „Killerlappen“ zu schützen.

Ein Buch, auf das man schon lange gewartet hat! Endlich sehen wir unser Zuhause mit anderen Augen. Denn was sich da im Verborgenen mit den Keimen so alles abspielt, eine tägliche Abenteuergeschichte. Folgende Hauptthemen sind enthalten: „Mikroben und Menschen – ein Dream-Team?“, „Keim oder nicht Keim, das ist hier die Frage“, „Was ein Keim zum Leben braucht“, „Die Schurkenstreiche der Mikroben“, „Freund oder Feind?“, „Keim daheim“, „In Bad und WC alles okay?“, „Die Küche – der gefährlichste Ort der Wohnung“, „Bettgeflüster – das Schlafzimmer“, „Die Waschküche – nicht nur sauber, sondern rein?“. Zum Ende hin wagt der Autor noch einen Blick in ein Krankenhaus.

Droemer, 286 Seiten; 16,99 Euro


Dr. Michael Barczok

daumen rauf

Luft nach oben

Luft nach oben

Wussten Sie, dass wir täglich einen Heißluftballon voller Luft ein- und ausatmen? Ob wir Marathon laufen oder schlafen, unsere Lunge versorgt uns permanent mit der optimalen Menge an Sauerstoff. Wir spüren unser Atemorgan bloß, wenn etwas nicht stimmt. Was passiert, wenn wir husten, kurzatmig sind oder schnarchen? Was steckt hinter Allergie, Asthma und COPD? Was können wir gegen all die Atembeschwerden tun? Und wie fit ist eigentlich die eigene Lunge?

Nach den Keimen, die uns umgeben, ein weiteres hilfreiches Buch. Unsere Lunge, ein so wichtiges Organ, dem man mehr Aufmerksamkeit schenken sollte. Nach diesem Buch sind sie schlauer, was ihre Lunge alles für sie leistet, versprochen. Dr. Michael Barczok, Internist und Arzt für Lungen- und Bronchialheilkunde, Allergologie, sowie Sozial-, Schlaf- und Umweltmedizin, ist ein ausgewiesener Fachmann. Folgende Hauptthemen sind u. a. enthalten: „Powerorgan Lunge“, Entspannend atmen – einfache Hilfestellungen für unsere Lunge“, „Wer lange hustet, lebt auch lange“, „Die unsichtbaren Gefahren in unserer Luft“, „Vom grippalem Infekt über die Lungenentzündung bis zur Schwindsucht“, „Asthma – Atmen durch einen Strohhalm“, „COPD – wenn die Bronchien rosten“, „Lungenkrebs – wenn Zellen bösartig werden“, „Schlafapnoe – wenn nachts der Atem hängen bleibt“.

Lübbe, 288 Seiten; 16,90 Euro


Hörbuch der Woche

daumen rauf

Dörte Hansen

Mittagsstunde

Mittagsstunde hoer

Die Wolken hängen schwer über der Geest, als Ingwer Feddersen, 47, in sein Heimatdorf zurückkehrt. Er hat hier noch etwas gutzumachen. Großmutter Ella ist dabei, ihren Verstand zu verlieren, Großvater Sönke hält in seinem alten Dorfkrug stur die Stellung. Er hat die besten Zeiten hinter sich, genau wie das ganze Dorf. Wann hat dieser Niedergang begonnen? In den 1970ern, als nach der Flurbereinigung erst die Hecken und dann die Vögel verschwanden? Als die großen Höfe wuchsen und die kleinen starben? Als Ingwer zum Studium nach Kiel ging und den Alten mit dem Gasthof sitzen ließ?

Dörte Hansen zeigt die teils unheimlichen Eigenheiten und Eigenleben eines Dorfes, das sich im Niedergang befindet. Exemplarisch für die sterbende Dorfkultur in Deutschland. Die Jungen wandern ab und es bleiben nur die Alten zurück. Und Städter entdecken plötzlich die teils verfallen Häuser für sich neu. Eindrucksvoll im Kleinen wie im Großen geschildert. Die große Welt verändert sich, und das zeigt sich am Ende auch im kleinen Dorf. Die Gastwirtschaft, einst Mittelpunkt von allem, sucht am Ende kaum einer mehr auf. Was im Dorf normal ist, ist auch „besonders“. Man kann seine Kinder und seine Frau schlagen, man kann die Frau des Nachbarn schwängern, über alles wird hinweggesehen, aber nicht, wenn man Feste zu Anlässen wie Geburtstagen nicht groß feiert. „Mittagsstunde“ ist nachdenklich stimmende, schön ausformulierte Literatur! Dörte Hansen hat nach ihrem gefeierten Bestseller „Altes Land“ einen weitren großen deutschen Roman geschrieben. Hannelore Hoger geht voll in der Geschichte auf. Mit ihrer altersweisen Stimme bringt sie die Stimmung es Romans perfekt rüber. Und ihr Plattdeutsch ist ein Genuss! Die Zuhörer dürfen sich auch darüber freuen, dass es sich um eine ungekürzte Lesung handelt. Hörprobe

Mittagsstunde

 

Auch als Hardcover erhältlich bei Penguin, 22,00 Euro.

Random House Audio, 9 CDs, 691 Minuten; 22,00 Euro


Denglers-buchkritik.de