März 28, 2024

Kolumne vom 25.12.2017

Kolumne vom 25.12.2017 – Nr.488


John Hands

daumen rauf

Cosmosapiens

Cosmosapiens

Was stand am Anfang unserer Welt? Woher kommt die Materie, die Energie, aus der sich alles entwickelte? Und wann begannen wir, darüber nachzudenken? Das Buch fängt bei der Entstehung des Universums an und zeigt den aktuellen Stand unseres Wissens – aber auch seine Grenzen. Der Autor greift aktuelle Diskussionen der Evolutionsbiologie und Neurogenetik auf, hinterfragt Konzepte wie kosmische Inflation, dunkle Energie und egoistische Gene. Der Autor verfolgt auch die Entstehung des Lebens und die Entwicklung unseres selbstreflexiven Bewusstseins zurück, beschäftigt sich mit der Herausforderung von Sprache, Moral, Glauben und Religion.

Ein bombastisches Werk über die Natur- und Wissenschaftsgeschichte! Der Engländer, dessen Werk vielfach ausgezeichnet wurde, lässt dabei kaum etwas aus, geht aber bei keinem Punkt zu sehr und schwer in die Tiefe, so dass man sich schnell langweilen könnte. Nein, John Hands liefert bekömmliche Lesehappen für den Geist. Sollte man sich zuvor mit der Thematik noch nicht zu sehr beschäftigt haben, wird man vieles klarer sehen und anders denken als vor der Lektüre. Was will man von einem Sachbuch mehr erwarten! John Hands untergliedert „Cosmosapiens“ in zwei folgenden Themenschwerpunkten. Der erste ist: „Entstehung und Evolution der Materie“, darin geht es u. a. um die herrschende Lehre der Wissenschaft und auch, was sie nicht erklären kann; kosmische Mutmaßungen; um die Evolution der Materie in großem und kleinem Maßstab. Der zweite ist: „Die Entstehung und Evolution des Lebens“, hier geht es u. a. um einen für das Leben geeigneten Planeten; Die Entstehung es Lebens mit den Punkten wissenschaftliche Belege und Hypothesen; Belege für die biologische Evolution; und so viel mehr.

Knaus, 877 Seiten; 36,00 Euro


Karen Dionne

daumen runter

Die Moortochter

Moortochter

Helena Pelletier lebt in Michigan. Sie ist eine ausgezeichnete Fährtenleserin und Jägerin – Fähigkeiten, die sie als Kind von ihrem Vater gelernt hat, als sie in einer Blockhütte mitten im Moor lebten. Für Helena war ihr Vater immer ein Held – bis sie vor fünfzehn Jahren erfahren musste, dass er in Wahrheit ein gefährlicher Psychopath ist, der ihre Mutter entführt hatte. Helena hatte daraufhin für seine Festnahme gesorgt, und seit Jahren sitzt er nun im Hochsicherheitsgefängnis. Doch als Helena eines Tages in den Nachrichten hört, dass ein Gefangener von dort entkommen ist, weiß sie sofort, dass es ihr Vater ist und dass er sich im Moor versteckt. Nur Helena hat die Fähigkeiten, ihn aufzuspüren. Es wird eine brutale Jagd, denn er hat noch eine Rechnung mit ihr offen …

Karen Dionnes „Die Moortochter“ hört sich vielversprechend an, die Rechte zum Buch sind in über 20 Länder verkauft worden. Trotzdem fragte ich mich gleich zu Anfang, wie man mit dieser Story gut 400 Seiten spannend füllen will. Und meine Bedenken gaben mir schnell Recht, denn Karen Dionne schafft das eben nicht. „Die Moortochter“ lebt mehr in der Vergangenheit, als in der Gegenwart, sprich es gibt sehr viele Rückblenden, die den Lesefluss immer wieder stören und die eigentliche Story, die spannend wäre, sehr verkürzen. Mit der Heldin Helena hat Karen Dionne allerdings eine vielschichtige Frauenfigur entworfen, die es durchaus wert ist, sie kennen zu lernen.

Moortochter audio

Auch als Hörbuch erhältlich bei der Hörverlag. Gelesen von Julia Nachtmann. Sie schafft es, dass das Hörbuch besser ist als das Buch. 19,99 Euro. Hörprobe

Goldmann, 380 Seiten; 12,99 Euro


Norbert F. Pötzl

daumen rauf

Casablanca 1943

Casablanca 1943Die geheime Konferenz, für die Winston Churchill und Franklin D. Roosevelt im Januar 1943 die gefährliche Reise nach Casablanca auf sich nehmen, ist ein Wendepunkt des 2. Weltkriegs. Hier wird das Kriegsziel definiert und so besiegeln sie den Niedergang des „Dritten Reichs“. Zugleich ist das Geheimtreffen eng verknüpft mit der Entstehungsgeschichte des Filmklassikers „Casablanca.“ Ursprünglich zu Propagandazwecken konzipiert, wird das am 26. November 1942 uraufgeführte Melodram mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergman, das im Januar 1943 pünktlich zum Ende der Casablanca-Konferenz in die amerikanischen Kinos kommt, zum Publikumsrenner und mit Preisen überhäuft.

Ein Buch, auf das ich schon lange gewartet habe! Endlich hat ein Autor dieses Thema aufgegriffen, den sensationellen Filmklassiker „Casablanca“ und Hollywood zu dieser Zeit der damaligen Weltlage gegenüberzustellen. Herausgekommen ist das prächtige Werk „Casablanca 1943“ von Norbert F. Pötzl. Der Autor geht ausgewogen auf die Themengebiete ein, sowohl das politische als auch den Film und Hollywood. So erfährt man u. a., dass sich die Hollywood-Studios, die allesamt von Juden geleitet wurden, vor 1941 nicht gegen die Nazi-Diktatur stellen wollten. Ausnahme waren die Warner Bros., die später auch „Casablanca“ filmisch umsetzen sollten. „Casablanca“ zeigte nicht nur eine brandaktuelle Geschichte, auch die 75 Schauspieler, die im Film mitwirkten, waren alle in irgendeiner Weise Emigranten. So bildete der Cast auch die Weltlage ab. General Charles de Gaulle war begeistert von dem Film und nutzte ihn auch für seine Zwecke. Nachdem Pötzl den Film „abgearbeitet“ hat, geht er dann auf die politischen Entscheidungsträger und Entscheidungen ein. Das rundet „Casablanca 1943“ perfekt ab.

Siedler, 256 Seiten; 20,00 Euro


Markus Heitz

daumen rauf

Wédōra – Schatten und Tod

Wédōra Wédōra birgt noch so manches Geheimnis für die Freunde Liothan und Tomeija, die es auf magische Weise in die schwer befestigte Wüstenstadt verschlagen hat. Während Liothan in alte Gewohnheiten verfällt und sich in Wédōras Unterwelt einen Namen macht, wird Tomeija vom geheimnisumwitterten Herrscher der Stadt zur obersten Gesetzeshüterin berufen. Sie kann nicht ahnen, dass sie bald nicht nur gegen Verbrechen und mörderische Intrigen vorgehen muss, sondern auch gegen ihren Freund aus Kindheitstagen. Doch damit nicht genug: Zwei benachbarte Königreiche rüsten sich zum Krieg, und die neutrale Stadt wird gegen ihren Willen in die Feindseligkeiten verwickelt – und Liothan und Tomeija werden plötzlich zu den entscheidenden Figuren in einem mörderischen Konflikt.

Ein spannendes Fantasy-Spektakel, das mit einer neuen Welt aufwartet, von der man als Leser gar nicht genug bekommen kann, und mit schlagkräftigen Figuren, die kämpfen, klug sind und auch sonst eine Menge zu sagen haben. Das schrieb ich über den ersten Band, und es trifft uneingeschränkt auch auf den zweiten Band zu. Magisch, mystisch, spektakulär – Markus Heitz erneut in Bestform! Die Wüstenwelt um „Wédōras“ findet mit diesem Buch ein Ende. Schade! Aber Markus Heitz widmet sich bereits einer neuen Fantasy-Welt.

Knaur, 649 Seiten; 16,99 Euro


Okka Rhod

daumen rauf

Herdwärme

Herdwärme

Wir alle lieben gutes Essen, die meisten von uns können aber selbst nicht richtig kochen. Oft fehlen die Grundlagen und Küchengeheimnisse, die sich unsere Großmütter noch untereinander erzählt haben. Die Journalistin Okka Rohd hat Menschen getroffen, die mit Leidenschaft kochen. Von ihnen lässt sie sich Tricks und Kniffe beibringen. Okka Rohd erzählt von der Art des Zubereitens, von Zutaten und Aromen. Dabei geht es um das genaue Hinschmecken und vor allem um die innere Haltung beim Kochen.

Ein Kochbuch für Liebhaber und Anfänger! Die Journalistin geht dem Kochen sozusagen auf die Spur. Da geht es dann um so Fragen wie: „Wie macht ein Österreicher Schnitzel?“, „Was sollte ich über Kartoffeln wissen?“, „Wie koche ich ein gutes Mittagessen?“, „Wie kann man Kinder und ihre Eltern glücklich machen?“, „Wie koche ich für eine große Runde?“ oder auch „Wie schaffe ich es, mich freizukochen?“. Okka Rohd hat kein Kochbuch von der Stange geschrieben, sondern eines, dem man sich genüsslich jederzeit immer wieder widmen kann.

Kailash, 287 Seiten; 20,00 Euro


Hörbuch der Woche

daumen rauf

Juli Zeh

Leere Herzen

Leere Herzen audio

Sie sind desillusioniert und pragmatisch, und wohl gerade deshalb haben sie sich ‎erfolgreich in der Gesellschaft eingerichtet: Britta Söldner und ihr Geschäftspartner Babak Hamwi haben gemeinsam eine kleine Firma aufgezogen, „Die Brücke“, die sie beide reich gemacht hat. Was genau hinter der „Brücke“ steckt, weiß glücklicherweise niemand so genau. Denn hinter der Fassade ihrer unscheinbaren Büroräume betreiben Britta und Babak ein lukratives Geschäft mit dem Tod. Als die „Brücke“ unliebsame Konkurrenz zu bekommen droht, setzt Britta alles daran, die unbekannten Trittbrettfahrer auszuschalten. Doch sie hat ihre Gegner unterschätzt. Bald sind nicht nur Brittas und Babaks Firma, sondern auch beider Leben in Gefahr …

Eine nicht allzu weit entfernte Zukunftsutopie eines Deutschlands, das einem einen heftigen Schlag in die Magengrube versetzt! Juli Zeh zeigt fiktional auf, was passiert, wenn wir, das Volk, nicht aufpassen, und am Ende eine Partei Deutschland regiert, die Ähnlichkeiten mit Hitlers NSDAP in seinen Anfängen zeigt. Weit und breit entstehen „Leere Herzen“, so auch bei der Hauptfigur Britta, die faktisch eine Selbstmörderagentur leitet und eine Terrorprinzessin ist, und gegen die die RAF, sollte es diese Agentur in Zukunft wirklich geben, nur ein laues Terrorlüftchen war. Diese Geschichte einer ausgehöhlten Gesellschaft liest die bekannte Schauspielerin Ulrike C. Tscharre. Sie macht das mit einer kühlen Eleganz, genau passend zu dieser kühlen Geschichte. Hörprobe

Leere Herzen

 

Auch als Hardcover erhältlich bei Luchterhand, 22,99 Euro.

 Der Hörverlag, 6 CDs, 415 Minuten; 19,99 Euro


Denglers-buchkritik.de