April 20, 2024

Kolumne vom 14.08.2017

Kolumne vom 14.08.2017 – Nr. 469


Caite Dolan-Leach

daumen rauf

Dead Letters – Schwestern bis in den Tod

Dead Letters Schwestern bis in den Tod

Von A bis Z, von Ava bis Zelda, von Anfang bis Ende, Schwestern für immer, Glück auf ewig – das stimmt schon lange nicht mehr. Ava hat ihre Zwillingsschwester und das Weingut der Familie in Upstate New York vor Jahren zurückgelassen und ein neues Leben in Paris begonnen. Als sie vom Tod Zeldas erfährt, tritt sie die Reise nach Hause an. Dort angekommen, meldet sich die totgeglaubte Schwester zurück: durch E-Mails, Briefe, Facebook-Nachrichten. Ist Zelda tatsächlich noch am Leben? Um das herauszufinden, muss sich Ava den Abgründen ihrer Familiengeschichte stellen. Doch kann sie die Wahrheit ertragen?

„Dead Letters“ erinnert an das sensationelle Serien-Highlight „Pretty Little Liars“ – geheimnisvoll, dramatisch, düster, modern, süchtig machend. Der Amerikanerin ist gleich mit ihrem Debütroman „Dead Letters – Schwestern bis in den Tod“ ein echtes Spannungshighlight gelungen. Wie letzte Woche bei dem Psychothriller „Babydoll“ spielen auch hier Zwillingsschwestern die Hauptrolle, und wieder zwei so unterschiedliche Schwestern. Die eine kühl und überlegt, die andere aufgedreht und abgebrüht. Ein dramatisches Spiel breitet Caite Dolan-Leach vor den Augen des Lesers aus. Mit Ava als zentrale Figur des Romans kann man immer mitfühlen. Sie ist der Autorin sehr gut gelungen.

Ullstein, 411 Seiten; 14,99 Euro


Matthias Horx

daumen runter

Future Love – Die Zukunft von Liebe, Sex und Familie

Future Love Die Zukunft von Liebe Sex und FamilieWird es in naher Zukunft noch so etwas wie „normale“ Familien geben? Werden die Geschlechterrollen überflüssig? Zieht sich die Liebe immer mehr in den Cyberspace zurück, wo sich die Menschen mit virtuellen Partnern vergnügen? Wie sehen künftige Partnerschaften in der mobilen, individualisierten Gesellschaft aus? Der Autor legt damit das erste Buch vor, das sich aus Sicht der Trend- und Zukunftsforschung einem „weichen“ Thema wie der Liebe widmet. Er untersucht die Wandlungsprozesse in Familie, Liebe und Partnerschaft und entwickelt ein Panorama der kommenden Liebeskultur, das von der totalen Digitalisierung der Leidenschaft bis zur „Liquid love“ reicht, den wechselnden Partnerschaften in verschiedenen Abschnitten des Lebens.

Matthias Horx, Autor von u. a. „Das Megatrend Prinzip“ und „Zukunft wagen“, widmet sich in seinem neuen Buch der Zukunft der Liebe. Das hätte er mal lieber sein lassen sollen, denn das ist fürchterlich schief gegangen. Matthias Horx erzählt interessante, teils erschreckende Zukunftsaussichten über die Liebe, aber er langweilt auch ungemein und will viel zu oft belehren und einem wirklich die Liebe erklären. Man kann über die Liebe schreiben, aber sie dem Leser erklären zu wollen, und dann noch auf diese verquerte Art einer eigenen Weltanschauung, das ist schon sehr gruselig zu lesen. Das Buch handelt von Liebe, Sex und Familie, eigentlich wunderschöne Themen, essenzielle Themen, doch so wie Matthias Horx darüber schreibt ist das aber wie eine Fahrt durch eine Geisterbahn.

DVA, 336 Seiten; 19,99 Euro


Stefan Ulrich

daumen rauf

Die Morde von Morcone

Die Morde von Morcone Robert Lichtenwald, Anwalt aus München, flieht vor einer Lebenskrise in sein Rustico in der Maremma im Süden der Toskana. Hier, in den Hügeln um den Ort Morcone, möchte er zur Ruhe kommen und sein Leben überdenken. Doch bald nach seiner Ankunft entdeckt er an einer Schwefelquelle die Leiche eines Afrikaners. Auf der Brust des Toten ist ein Schriftzeichen eingeritzt. Als kurz darauf zwei weitere Menschen qualvoll sterben, wird Lichtenwald gegen seinen Willen in die Ermittlungen hineingezogen. Gemeinsam mit der eigensinnigen Lokalreporterin Giada Bianchi versucht er, den Mörder zu entlarven, die Verbrechen zu stoppen – und so auch sein eigenes Leben zu retten.

Ein wunderbar spannender und voller italienischem Flair versehener Krimi, der Lust auf noch viel mehr macht! An die Hauptfigur des Robert Lichtenwald hat man sich schnell rangehängt. Man kann verstehen, warum er in der Toskana ist, beneidet ihn deswegen auch ein bisschen, leidet aber auch mit ihm, da sein Leben etwas aus der Bahn geraten ist. Auch Lokalreporterin Giada Bianchi hat Stefan Ulrich gut gezeichnet. Sie will eigentlich nicht im kleinen Morcone sein, sondern in der Großstadt großen Journalismus machen. Auch die weiteren Nebenfiguren haben alle ein Gesicht. Sie sind keine blassen Abziehbilder, sondern bieten auch Stoff für die nächsten Romane. Der Krimi lebt von seinen Figuren, dem Flair und auch von der Spannung. Stefan Ulrich, bitte schnell den nächsten Fall.

Ullstein, 282 Seiten; 14,99 Euro


Michael Punke

daumen rauf

Die letzten Bisons

Die letzten Bisons

Er ist mit der Prärie und Kultur der Indianer verbunden wie kaum ein anderes Tier: der Bison. Doch im ausgehenden 19. Jahrhundert ist von den einst 30 Millionen Exemplaren nur noch ein Dutzend übrig. Denn das Land im Westen gilt als Wunderkammer, reich an Bodenschätzen und kostbaren Tieren, die von weißen Abenteurern und Jägern auf der Suche nach ihrem Stück vom Glück rücksichtslos ausgebeutet wird. Als schließlich der Naturwissenschaftler und Journalist George Bird Grinnell auf einer Zugreise mit einer Büffelherde kollidiert, steht für ihn fest, dass er die Ausrottung der stolzen Riesen verhindern muss …

Michael Punke hat mit seinem „The Revenant – Der Rückkehrer“ voll ins Schwarze getroffen. Das Buch wurde ein Bestseller, der Film mit Leonardo DiCaprio ein Megaerfolg und mit einem Oscar prämiert. Nun widmet sich der Amerikaner wieder einer Geschichte aus dem Wilden Westen. „Die letzten Bisons“ ist ein ambitioniertes Werk über ein so wichtiges Tier für die Kultur des Westens. Der Kampf eines Mannes gegen die völlige Ausrottung des Bisons liest sich wieder wie ein großer Kinofilm!

Malik, 332 Seiten; 22,00 Euro


David Schraven / Maik Meuser

daumen rauf

Die Mafia in Deutschland

Die Mafia in Deutschland

Die Mafia hat sich fest in Deutschland etabliert. Das Autoren-Team enthüllt, wo welche Clans aktiv sind und wie Killer und Betrüger, Dealer, Zuhälter und Erpresser agieren – und wie hilflos der Staat gegen sie vorgeht. Tief hinein in die Welt der Mafia-Clans führt die Geschichte der ‚Ndrangheta-Kronzeugin Maria G., die unter Todesgefahr nahe Stuttgart wohnt. Eine Mutter von fünf Kindern, deren Leben zeigt, wie brutal und archaisch das System Mafia bis heute funktioniert.

 

„Die Mafia in Deutschland“ ist ein schockierendes Buch und eines, das einen wütend macht. Wütend, weil der Staat diese Strukturen nicht zerstören kann und man als Bürger Angst bekommen muss, dass man dieser Organisation schutzlos gegenüber steht. Dies wird anhand von Maria G anschaulich geschildert. Was sie zu erzählen hat, das schlägt ein wie eine Bombe. Vor allem die kalabrischen `Ndrangheta ist hier Thema, aber auch über die Machenschaften der sizilianischen Cosa Nostra wird berichtet.

Econ, 280 Seiten; 18,00 Euro


Hörbuch der Woche

daumen rauf

Lars Kepler

Hasenjagd

Hasenjagd audio

Stockholm. In einem wohlhabenden Viertel geschieht ein bestialischer Mord. Die Polizei ist gleich vor Ort, hält den Fall jedoch geheim. Sie kontaktiert Joona Linna, der momentan seine Gefängnisstrafe absitzt. Bei einem geheimen Treffen bittet man ihn, die Mörderjagd aus dem Gefängnis heraus zu leiten. Als er merkt, dass man ihm Fakten vorenthält, ist es bereits zu spät. Er ist schon zu sehr in den Fall verwickelt, um auszusteigen. Von nun an ist er auf sich gestellt – und eine für ihn lebensgefährliche Jagd beginnt.

Das Autorenduo Lars Kepler befindet sich auch mit dem 6. Fall für den Kultermittler Joona Linna weiter auf der Thriller-Überholspur! Spannend, hart, blutig, konsequent in der Umsetzung. Der Psychothriller wird in diesem Fall beiseite gekehrt und Platz gemacht für einen handfesten Action-Thriller. Eine dramatische Szene jagt die nächste bis zum Finale. Wie immer liest „Tatort“-Kommissar Wolfram Koch den neuesten Lars-Kepler-Thriller. Wie immer eine fesselnde Lesung bei der es keine Schwächen gibt.

Hasenjagd

 

Auch als Hardcover erhältlich bei Lübbe, 22,00 Euro

Lübbe Audio, 6 CDs, 448 Minuten; 20,00 Euro


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