März 29, 2024

Kolumne vom 23.10.2017

Kolumne vom 23.10.2017 – Nr.479


Dan Brown

daumen rauf

Origin

Origin

Bilbao. Im Guggenheim-Museum will Milliardär und Zukunftsforscher Edmond Kirsch der Weltöffentlichkeit seine bahnbrechende Entdeckung mitteilen, die zwei der fundamentalsten Fragen der menschlichen Existenz beantworten wird. Für die Religionen dieser Welt könnte das große Verwerfungen bedeuten. Auf dem Event befindet sich auch Symbolforscher Robert Langdon. Kurz bevor Kirsch seine Entdeckung preisgeben kann, wird er ermordet. Das Chaos bricht aus. Robert Langdon ist gezwungen zu flüchten, begleitet wird er von der Direktorin des Museums, und der Verlobten des Prinzen, Ambra Vidal. Gemeinsam versuchen sie nun trotzdem Kirschs Entdeckung zu knacken und der Welt zugänglich zu machen. Doch die beiden werden gejagt – bis in den Tod.

Robert Langdon ist weltweiter Kult! Egal ob als Buch oder Film, eine Figur die einen mit seinen rätselhaften Abenteuern einfach mitreißt. Nach „Illuminati“, „Sakrileg“, „Das verlorene Symbol“ und „Inferno“ setzt Weltbestsellerautor Dan Brown seiner Reihe um Robert Langdon nun mit „Origin“ fort. Die Entdeckung, die Edmond Kirsch offenbaren will ist: Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Wer möchte das nicht wissen. Dan Brown baut geschickt Spannung auf und lässt den Leser nie ruhen, sondern er treibt ihn immer an schneller weiterzulesen. Ein Hochgeschwindigkeitsthriller par excellence! Dazu erfährt man in gewohnter Dan-Brown-Manier noch viel über Religion, Architektur, Kunst, Wissenschaft und Technik. Mit „Origin“ hat Dan Brown wieder einen Weltbestseller geschrieben!

Lübbe, 670 Seiten; 28,00 Euro


Oskar Röhler

daumen runter

Selbstverfickung

Selbstverfickung

Gregor Samsa ist ein abgehalfterter Regisseur, Ende Fünfzig, ein ramponierter Typ in einer ramponierten Gesellschaft, der sich in Konsumtempeln und Puffs herumtreibt, um seine Zeit totzuschlagen. Dabei lässt er sein verpfuschtes Leben Revue passieren. Die Tatsache, dass er es als „Kulturschaffender“ vergeudet hat, trägt nicht gerade zu seiner Freude bei. Mit Hohn und Spott macht er sich über seine Erinnerungen her, über seine falschen Freunde und Wegbegleiter, seine Scheinerfolge und naiven Ambitionen von einst und schreibt dabei seine eigene, sehr schwarze Kulturgeschichte.

Oskar Röhler ist bekannt für seine sarkastische Literatur, dazu zählt sein Roman „Mein Leben als Affenarsch“, aber auch für ruhigere Töne in „Herkunft“. In seinem neuen Werk „Selbstverfickung“ packt er die große Keule aus. Er geht durchaus gnadenlos mit der Medien- und Konsumgesellschaft ins Gericht und spart auch sonst nicht mit deutlichen Worten, doch das alles täuscht nicht darüber hinweg, dass der Roman wenig spannende Handlung hat. Er plätschert so dahin ohne einen richtig mitzunehmen. Das sieht übrigens auch der Autor selbst so. Er schreibt: „Lieber Leser, da es in dieser Geschichte nicht darauf ankommt, die Handlung voranzutreiben. Denn es gibt keine Handlung.“ Es kommen aber auch immer wieder Sätze vor, die hängen bleiben, wie dieser: „Die Grünen hatten durch die Einführung des Flaschenpfandes eine veritable Freizeitbeschäftigung ins Leben gerufen, die viele davon abhielt, sich in ihren Plattenbauwohnungen umzubringen.“

Ullstein, 262 Seiten; 20,00 Euro


Elif Batuman

daumen rauf

Die Idiotin

Die IdiotinNew Jersey, 1995: Selin, Tochter türkischer Immigranten, jung, hinreißend und ahnungslos, zieht aus, um in Harvard Literatur zu studieren. Die College-Wohnheime sind mit Albert Einstein-Postern und Lavalampen dekoriert, das Internet ist noch jung und die nächtlichen E-Mails, die ihr Ivan, der ungarische Mathestudent, schickt, sind ebenso bezaubernd wie unverständlich. Aber Selin manövriert sich tapfer durch die ersten Stürme der Erwachsenenjahre. Sie reist mit ihrer Freundin Svetlana nach Paris, lernt Russisch und Taekwondo – und dass die Liebe flüchtig ist.

Selin ist ein erfrischender und sympathischer Charakter, und auf sehr freundliche Art eine „Idiotin“. Sie sieht Dinge klar und einfach, aber hinterfragt auch das, was passiert. Es ist sehr angenehm mit ihr die einfachen Dinge des Lebens kennenzulernen. Selin ist keine Abenteuerin, aber trotzdem probiert sie viel aus. Der New Yorkerin mit türkischen Wurzeln Elif Batuman ist mit der klugen Selin eine junge weibliche Hauptfigur gelungen, mit der man die College-Zeit und die erste Liebe miterleben und dabei auch auf seine eigene Jugend zurückblicken kann. Die Zeit, in der die Autorin den Roman angesiedelt hat, ist auch interessant. Da Elif Batuman fast mein Jahrgang ist, und sie die Geschichte so angesiedelt hat, das Selif praktisch das Alter der Autorin zu dieser Zeit hat, erlebt man so manch technische Neuheit, das Internet und das Mysterium E-Mail, noch mal „hautnah“ mit. Die 1990er waren schon ein besonderes Jahrzehnt.

S. Fischer, 477 Seiten; 24,00 Euro


P. C. Cast

daumen rauf

Moon Chosen

Moon Chosen Mari gehört zum Stamm der Erdwanderer und ist die Tochter der Mondfrau ihres Clans, Erbin der einzigartigen Heilkräfte ihrer Mutter. Es ist ihre Bestimmung, einmal ihren Platz einzunehmen und die Frauen und Männer des Weberclans regelmäßig vom Nachtfieber zu reinigen. Doch sie birgt ein Geheimnis in der im Wald versteckten Höhle, in der sie lebt. Und sie fühlt sich noch nicht bereit, ihrem Schicksal zu folgen. Doch als ein todbringender Angriff ihre Welt aus den Angeln reißt, enthüllt Mari die Stärke ihrer Fähigkeiten und entschließt sich, sich selbst und ihr Volk zu retten.

P. C. Cast ist die Autorin der überaus erfolgreichen 12-bändigen „House-of-Night“-Serie. Die Fans haben einige Zeit auf etwas Neues von der Bestsellerautorin warten müssen, nun liegt der erste Band einer neuen Serie vor, „Moon Chosen“. Anders als „House of Night“, aber trotzdem gut. „Moon Chosen“ überzeugt mit einer starken weiblichen Hauptfigur und auch den anderen Charakteren, einer spannenden Welt und einer fesselnden Geschichte. Man muss die Gedanken an „House of Night“ abschütteln, dann bekommt man hier viel geboten und erwartet schon freudig den zweiten Band der Serie.

Moon Chosen mp3

Auch als Hörbuch erhältlich bei Lübbe Audio. Unwiderstehlich gut gelesen von der fantastischen Marie Bierstedt! 19,99 Euro. Hörprobe

FJB, 700 Seiten; 19,99 Euro


Hasnain Kazim

daumen rauf

Krisenstaat Türkei

Krisenstaat Türkei

Vor kurzem noch galt die Türkei als Staat, der West und Ost, Islam und Demokratie vereint, der Vorbild sein kann für die gesamte Region. Heute ist die Türkei ein Krisenstaat, der sich von inneren und äußeren Feinden bedroht sieht und in dem Demokratie und Rechtsstaatlichkeit erheblich unter Druck geraten sind. Rücksichtslos lässt Präsident Recep Tayyip Erdogan Andersgläubige und Andersdenkende verfolgen, immer heftiger provoziert er Konflikte mit Nachbarn und außenpolitischen Partnern, nicht zuletzt mit Deutschland. Dieses Buch erzählt von der explosiven Situation im Land.

Wenn der Autor, Sohn indisch-pakistanischer Einwanderer in Oldenburg geboren, heute noch in der Türkei leben würde, würde er für die Veröffentlichung dieses Buch sicher in einem von Erdogans Gefängnissen landen. Dabei erzählt er in diesem Buch nur Wahrheiten über die heutige Türkei, die Veränderungen in einem einst demokratischen Land und seinem alles beherrschenden Präsidenten Erdogan. „Krisenstaat Türkei“ lässt den Leser die dramatischen Vorgänge in dem Land besser verstehen, die er sonst nur kurz in den Nachrichten hört.

DVA, 251 Seiten; 20,00 Euro


Hörbuch der Woche

daumen rauf

Ross Armstrong

The Watcher – Sie sieht dich

Sie sieht dich

Lily Gullick lebt in einem Londoner Neubauviertel. Sie beobachtet nicht nur Vögel mit dem Fernglas, sondern sie späht auch gerne in die Fenster ihrer Nachbarn. Aber der Ort, an dem sie lebt, ist gefährlich, eine Baustelle, anonym. Unter mysteriösen Umständen verschwindet eine Frau, eine andere wird ermordet. Lily hat etwas gesehen, aber auch sie wurde beobachtet. Je näher sie der Wahrheit kommt, desto gefährlicher wird es für sie. Was hat sie gesehen? Wem kann sie trauen? Kann Lily sich selbst trauen?

Der Engländer Ross Armstrong hat dem Alfred-Hitchcock-Thema „Das Fenster zum Hof“ ein neues und modernes Gesicht gegeben. Leider bewegt er sich zu keiner Zeit auf dem Niveau des Klassikers. Und Ross Armstrong hatte die Idee zu dem Buch, als er in ein neues Apartmenthaus einzog. Wow, da muss er wohl zuvor auf dem Mond gelebt haben, wenn ihm erst da die Idee zu dieser Geschichte kam. „The Watcher“ kann als Geschichte nur überleben, wegen der hübschen und guten Hörbuchsprecherin Ulrike Kapfer. Sie verpasst der nicht wirklich sympathischen Hauptfigur des Buches mit ihrer bewusst oft unsicheren, „gestörten“ Stimme ein perfektes Bild. Die oft sonderbar wirkende Lily treibt den Hörer fast in den Wahnsinn, aber auf den letzten beiden CDs kommt die Geschichte dann doch endlich in Fahrt und zum Schluss hin wird es richtig spannend. Somit bekommt das Hörbuch gerade noch so die Kurve. Hörprobe

Ross Armstrong Sie sieht dich

Auch als Paperback erhältlich bei Scherz, 14,99 Euro.

Argon Hörbuch, 2 MP3 CDs, 646 Minuten; 19,99 Euro


Denglers-buchkritik.de